0941 / 597-2530 | Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. | Obermünsterplatz 7 - 93047 Regensburg

Foto: Anne Wiegand

Spätrenaissance-Altar in Ramlesreuth aus dem Regensburger Dom, 1610

Die KollegInnen der Pfarreieninventarisation kommen in die entlegensten Ecken des Bistums, so auch in die vermeintlich unscheinbare Filialkirche in Ramlesreuth im oberfränkischen Landkreis Bayreuth. Doch der kleine Bau von 1846 birgt einen unerwarteten Schatz: einen Altar aus dem Regensburger Dom.

Es handelt sich um ein Spätrenaissance-Retabel mit antikisierend-ornamentalem Dekor, das die Gewohnheiten der mittelalterlichen Altaranlagen aufgab und als eingeschossige Pilasterarchitektur unter vorkragendem Gesims konzipiert ist. Kunsthistorische Signifikanz verleiht dem Retabel das mit Öl auf Kupfer gemalte Tafelbild, das zu den Hauptwerken der Regensburger Malerei des frühen 17. Jahrhunderts zu zählen ist: Es zeigt eine Kopie der Ikone der ‚Salus populi Romani‘ in der Basilika Santa Maria Maggiore, welche als historisch bedeutsamste Marienikone Roms betrachtet wird.

Zwei Hinweise belegen die Herkunft des Altars: zum einen das dem Gebälk vorgeblendete Wappen des Hochstifts Regensburg, zum anderen das Wappen des Regensburger Bischofs Wolfgang II. von Hausen im Scheitel des rundbogigen Tafelbilds mit beidseits arrangierter Inschrift: WOLPHGANGVS DEI ET APOSTOLICAE SEDIS GRATIA CONFIRMAT EPISCOPVS RATISPONENSIS PRAEPOSITVS ET DOMINVS ELVACENSIS 1610.

Der Altar ging also im Jahr 1610 als bischöfliche Stiftung an den Regensburger Dom. Wo er dort zur Aufstellung kam, ist weder bekannt noch zu rekonstruieren. Aufgrund der herausragenden Qualität des Mittelbilds muss er jedoch an prominenter Stelle gestanden haben. Vermutlich wurde er im Zuge der zwischen 1834 und 1839 durchgeführten Rückbaumaßnahmen der barocken Domausstattung hin zu einem ‚stilgerechten‘ gotischen Erscheinungsbild unter Ludwig I. demontiert. In einem Schreiben des Ramlesreuther Pfarrers an Bischof Valentin von Riedel vom August 1848 taucht er dann wieder auf: Anlässlich der Fertigstellung des Kirchenbaus hatte man beim Ordinariat wohl um einen Altar gebeten, dessen Erhalt nun schriftlich bestätigt wurde. (Anne Wiegand)

Spätrenaissance-Altar, Regensburg, 1610; Altarblatt: Ölmalerei auf Metall, graviert, punziert, H 110 cm, B 80 cm

 1610RamlesreuthDetailaufnahme mit der Inschrift "1610", Foto: Anne Wiegand