Begegnungen von Gegenwartskunst und christlicher Gemeinde
Im Jahr 2011 starteten die Kunstsammlungen zusammen mit dem Künstlerseelsorger des Bistums Regensburg das sehr erfolgreiche liturgische Kunstprojekt „Da-Sein“.
Künstler stellen Werke zur Verfügung, die existenzielle Themen des Daseins betreffen: Pfarreien treten mit uns in Kontakt und wählen Kunstwerke aus, die dann beim Gottesdienst oder in anderen Formen der Gemeindearbeit für Erwachsene, Jugendliche oder Kinder für eine gewisse Zeit in den Blick genommen werden. Auf diese Weise können Diskussionen über Kunst, über das Leben und über den Glauben und vor allem auch darüber, was diese drei verbindet, angeregt und gefördert werden.
Einige Kernthemen des Daseins – Beziehungen, Schmerz, Angst, Freiheit, Liebe oder Vergeblichkeit und Tod beschäftigen seit jeher Künstler ebenso wie jeden nachdenkenden Gläubigen. Das Projekt „Da-Sein in Kunst und Kirche“ soll ein Versuch sein, an diese verbindende Tradition anzuknüpfen, mit welcher sich Kunst und Glaube durch die Jahrhunderte gegenseitig inspiriert und großartige Werke hervorgebracht haben.
Für das liturgische Projekt "Da-sein in Kunst und Kirche“ 2023/24 wurden Künstlerinnen und Künstler gebeten, sich mit dem Thema „Hoffen wider alle Hoffnung“ auseinanderzusetzen:
Wir leben in einer wirren Zeit. Bei vielen macht sich Verzweiflung breit und die Schwarzseher werden mehr. Da braucht es Hoffnung.
Was kann Hoffnung gegenwärtig sein und woher kommt uns Hoffnung? Nicht eine, die vertröstet, banalisiert und ablenkt,
sondern eine bejahende, die das Bedrohliche, Wirre und Trostlose kennt und wahrnimmt, eine Hoffnung, die Tiefgang hat und die die Kraft hat,
selbst in der Dunkelheit Licht für die Zukunft zu werden.
In der Hoffnung überschreitet der Mensch sich selbst, seine Gegenwart, sein Leben und streckt sich nach etwas Anderem, Größerem, Heilenden aus,
er streckt sich nach der Zukunft aus.
Wie kann die Kunst Hoffnung, dieses Basiswort des Menschlichen (Ernst Bloch) und des Christlichen (eine der drei göttlichen Tugenden) neu buchstabieren?
Wie kann die Kunst uns helfen, zu hoffen wider alle Hoffnung?
Martin Rosner
blau 1, 2023
Die Fotoarbeit »blau 1« greift das Thema »Hoffen wider alle Hoffnung« gleich auf mehreren Bedeutungsebenen auf.
Durch eine erhöhte Präsentation im Kirchenraum und die besondere Größe von 100 × 250 cm lenkt sie den Blick nach oben – himmelwärts.
Der »Himmel« steht selbstverständlich für das Hoffen auf Erlösung, auf ewiges Leben.
Maria Maier
ZEITENWENDE, 2022/2023
Das Bild ist eine Fotocollage von Licht-Schatten-Fotografien die ich in der Prinz-Leopold-Kaserne Regensburg vor dem Abriss des Areals aufgenommen habe.
Wo Licht fehlt, ist Dunkelheit, ist Hoffnungslosigkeit. Licht macht die Welt aber nicht nur sichtbar für das menschliche Auge, sondern ermöglicht auch sinnliche Erfahrungen,
Dominik Schleicher
Licht aus der Tiefe, 2023
„Und das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst“ (Joh 1,5)
Dort, wo wir die Verzweiflung zulassen,
wo wir die Dunkelheit annehmen,
werden wir mitten in der Verzweiflung einen Funken Hoffnung
und in der Finsternis einen Spalt Licht entdecken.
Licht aus der Tiefe
Bronzestele
33 cm breit, 150 cm hoch, 1,5-7 cm tief
2023
Landshut, St. Nikola, 6. April bis 4. Mai 2024
Nach Klardorf ist das "Licht aus der Tiefe" ab 5.12.2023 in der Basilika Waldsassen ausgestellt.
Kirche St. Michael in Tännesberg vom 13.7. bis 10.8.2023
Andreas Kuhnlein
Tragen und getragen werden, 2010
Der Bildhauer Andreas Kuhnlein arbeitet mit Holz, das er mit der Motorsäge bearbeitet. Es entstehen zerklüftete Oberflächen, die zum einen die Brutalität des Menschen gegenüber der Mitmenschen bzw. der Natur zum Ausdruck bringen, zum anderen die Zerbrechlichkeit und Verletzbarkeit des Menschen sowie die Vergänglichkeit aufzuzeigen vermögen.
Diese symbolische Aussage der Oberfläche verzichtet vollends auf Details und konzentriert sich auf das Wesentliche.
Wilfried Anthofer (+)
SUNDANCE, 2015
Hoffnung und ihr Widerpart
Hoffnung ist ein elementarer Bestandteil unserer Psyche. Sie ist Antrieb und Motivation für unser Handeln und Tun.
Sie kann als Widerpart von Verzweiflung, Resignation und den daraus resultierenden Ängsten gesehen werden.
Beide Pole des menschlichen Seins bedingen einander, Eines gäbe es nicht ohne das Andere.
Darüber hinaus umgibt diese Gefühlslagen oft etwas Ungewisses, im Verborgenen liegendes.
Seite 2 von 2