Kelch mit Medaillons der Bistumspatrone
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, dem Zeitalter des Historismus, orientierten sich die Künstler an den Werken vergangener Zeiten, vor allem aus dem Mittelalter.
Diese dienten als Vorbilder für Neuschöpfungen, die aber keine Kopien waren, sondern die alten Stilformen neuinterpretierte. Ein Beispiel hierfür kam erst 2013 in den Domschatz: ein kostbarer Kelch aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, der in seiner Gestaltung von Kelchen aus der Zeit des Wolfgangskelchs beeinflusst ist. Seinen Fuß schmücken vier goldene Medaillons mit den Halbfiguren der Regensburger Bistumspatrone Emmeram, Wolfgang, Rupert und Erhard, dazu ein Relief des gekreuzigten Christus und eine byzantinische Goldmünze aus dem späten 10. Jahrhundert. Ansonsten sind Fuß, Schaft und Nodus über und über mit Diamanten, Smaragden, Saphiren, Rubinen und anderen Edelsteinen besetzt. Wegen der stilistischen Anklänge an die damals hoch geschätzte Kunst der Benediktinerabtei Beuron dürfte der Kelch von dem Regensburger Goldschmied Johann Joseph Deplaz geschaffen worden sein, der enge Beziehungen zu Beuron unterhielt.
Achim Hubel
Kostbarer Kelch
mit Besatz aus Edelsteinen
Regensburg, Ende 19. Jahrhundert
zu sehen im Domschatzmuseum