Ausstellung vom 2. Oktober bis 2. November 2008 Museum St. Ulrich, Domplatz 2
„Mit dem funkelin ist diu sele gote glich.“ Im Zusammenspiel von Licht und Ton spürte die Installation von Klang und Kunst dem mittelalterlichen Mystiker Meister Eckhart nach. Die Künstler Notburga Karl und Parkdeck (Alois Späth und Klaus Wenk) setzten ihr Werk in den sakralen Raum von St. Ulrich. Das frühgotische Gotteshaus wurde in den 1240er Jahren fertiggestellt, Meister Eckhart um 1260 geboren. Zeitgenössische Kunst mit dem Blick ins 13. Jahrhundert.
Notburga Karl inszenierte für “Funkelin” im sakralen Kirchengebäude von St. Ulrich eine Leerstelle, die die Suche danach, “das Verstehen zu verstehen“, in die Interaktion des Betrachters mit der Klanginstallation verlagert. Zwei Wände bzw. Klammern fungierten zunächst als räumliche Begrenzung für eine Videoinstallation, bei der in Echtzeit durch eine Rückkoppelung zwischen Videokamera und Videoprojektor ein scheinbar endloses Bild im Bild entstand. Die Befragung des Bildraumes setzte sich bei der Wand vis-à-vis durch die Platzierung der technischen Geräte hinter einem extra herausgeschnittenen Fenster fort. Die künstlerische Auseinandersetzung erfuhr eine zusätzliche Perspektive, indem dieses Zeichen der Klammer – besonders von der Empore aus als Grundriss wahrnehmbar – als Rest einer Tapete auftauchte, der an der Rückwand des installierten “Platzhalters” übrig geblieben ist. Dort überlagerten sich die Rauheit der verspachtelten Rigipswände mit der Diaprojektion eines lichtbefleckten Nachthimmels von Manhattan.
Diese sich gegenseitig relativierenden Bezüge der Installation luden den Betrachter zu Kontemplation ein, zum Dialog und zur Interaktion mit der Projektion.
Dazu nahm der Rezipient als Hörer Klänge wahr, welche die Gruppe Parkdeck (Alois Späth und Klaus Wenk) beisteuerte.
Die Klangsetzungen von Parkdeck zu Funkelin entstanden hauptsächlich aus einem wiederholten Ansteuern des Tones G, welcher jedoch mit verschiedenen elektronischen Mitteln sowohl um nicht eindeutig tonal zu ortende Klänge und Geräusche, als auch um Töne einer imaginären Tonfolge der alten mixolydischen Kirchentonart über diesem Grundton G erweitert wurde. So bespielte der Sound zu Funkelin eine mittelalterliche Klangwelt in einem zeitgenössischen elektronischen Spektrum und nahm aus dem Hier und Jetzt Bezug zu dem mittelalterlichen Theologen, Philosophen und Mystiker Meister Eckhart auf.
Gleichzeitig wurde auch der Funkelin-Gedanke wiedergespiegelt, indem mit an sich minimalistischen Mitteln aus einem kleinen Klangbaustein ein weiter Raum entfaltet wurde. Dieser Raum pulsierte – er wies mit auf die Klänge gelegten Delay-Effekten weit hinaus. Er sammelte sich aber gleichzeitig wieder bei einem eingestreuten Sample des Songs “From the morning” von Nick Drake (1948-1974), nur um über die hier zitierte Textstelle “...now we rise, we are everywhere...” wieder in die Weite auszuströmen.