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Ausstellung vom 1. Februar bis 16. März 2003 im Museum Obermünster
der Studierenden des Instituts für Kunsterziehung der Universität Regensburg 

Brot-Zeit: Beobachtungen des Vertrauten


Von wegen brotlose Kunst

"Brot ist so religiös wie profan" - und jeder hat dazu seine eigenen Bilder im Kopf. Josef Mittlmeier vom Institut für Kunsterziehung an der Universität Regensburg forderte diese Bilder bei seinen Studenten heraus. So entstand die Ausstellung "Brot-Zeit" mit spannenden Perspektiven der Kunst rund um den Sauerteig.

Welche Themen wirft ein Thema auf? Dieser Frage stellten sich die Kunsterziehungsstudenten in ihrem Projekt "Brot-Zeit". Rund 100 Exponate sind daraus entstanden - von Malerei und Plastik über Zeichnung und Fotografie bis zur Druckgrafik, von vertrauten Blicken auf Getreide und Backofen bis zu verfremdeten Einsichten in das tägliche Brot. Und sie eröffneten neue, spannende Ansichten auf das so einfache und außergewöhnliche Lebensmittel mit all seinen Beziehungen, von religiös bis weltanschaulich-symbolisch. 

"Sie haben die Krusten gleichgültiger Wahrnehmung des Alltäglichen aufgebrochen", sprach Generalvikar Dr. Wilhelm Gegenfurtner den Studenten bei der Ausstellungseröffnung seine Anerkennung aus. "Sie haben das Wesen des Brotes - vom Sterben des Korns in der Erde, dem Treiben der Halme, vom Sterben der Ähren und dem Mahlen des Korns: vom Sterben und Gegessen werden, um Leben und Kraft zu schenken - eingefangen und in Ihrer Individualität zum Ausdruck gebracht." Brot stehe, so der Generalvikar, nicht nur für Leben, sondern für Überleben. Aber auch dafür, wie wenig der Mensch im Grunde genommen zum Leben braucht. Wie viel er im reichen Westen zum Leben zu brauchen glaubt, wo Brot achtlos weggeworfen in Mülleimern liegt, wo Brot oft mit Füßen getreten und der Mäc zum Kult wird. "Und auf der anderen Seite: wie viele Menschen selbst dieses Einfache, Wenige nicht haben. Wie schwer es deshalb für sie ist, überhaupt zu leben. Wie viele Menschen im vermeintlich hoch fortschrittlichen 21. Jahrhundert verhungern, weil sie nicht mal bei Wasser und Brot sitzen können."
Genau 301 mal kommt das Wort bzw. der Begriff Brot in der Bibel vor. Es hat im Christentum eine tiefe Symbolkraft in dem Versprechen Jesu im Johannesevangelium: "Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt wird nie mehr hungern." Auch wenn dieses Brot manch Fast-Food Gewohnten eine unzumutbar harte Nahrung geworden ist, unterstrich Dr. Gegenfurtner, dass es zu Brot ebenso wie zu diesem christlichen LebensMittel-Punkt letztlich keine wirkliche Alternative gibt. "All diese Aspekte scheinen in ihrer Vielfalt und Buntheit, in ihrer Grundsätzlichkeit und in ihren Schwarz-Weiß-Kontrasten auf in den Werken, welche die Studierenden des Instituts für Kunsterziehung gestaltet haben."

"Wir meinen, ein besseres Zaubermittel zu besitzen als die kategorischen Imperative des Du sollst und Du musst." Prof. Hermann Leber vom Lehrstuhl für Kunsterziehung der Universität vermittelte Josef Mittlmeier das Lob, bei diesem Projekt in den Studenten die Talente zum Sprießen gebracht zu haben, fernab jeder Mittelmäßigkeit, indem er ihre Leidenschaft für die Formung von Bildern und Plastiken geweckt hat. Prorektor Albrecht Greule sah in den Exponaten den Beweis dafür, wie sich das universitäre Selbstverständnis gewandelt hat - weg von Bildern als bloßer Illustration von analysiertem Wissen hin zur eigenständigen Bedeutung von gestalteten Bildern als bildender Kunst. Von der Gradwanderung zwischen Lehrauftrag und Kreativität im Umgang mit Inhalten erzählte Josef Mittlmeier schließlich auch im Rückblick auf die Projektstationen, in denen sich die Studenten immer wieder neu und aus verschiedenen Perspektiven mit dem Thema auseinander setzten, von der Veränderung der Landschaft durch Getreideanbau bis zur Symbolik des Brotes in den verschiedenen Kulturen. "Wir beobachten das Vertraute vor allem dann wieder, wenn es in Gefahr gerät, verloren zu gehen."