Anbetung der Könige, um 1600
Die Dreikönigs- oder Khuen-Kapelle in der Kirche St. Jakob in Straubing verdankt ihren Namen einem ganz besonderen Kunstwerk: dem Tafelgemälde mit der Anbetung der Heiligen Drei Könige, das im Zentrum des Altarretabels steht.
Geschaffen von einem unbekannten Meister in virtuosem Chiaroscuro (Hell-Dunkel-Malerei), stammt es aus der Übergangszeit von Spätrenaissance, Manierismus und Frühbarock.
Die zentrale, vor dem dunklen Grund am hellsten wiedergegebene Gruppe wird gebildet von Maria mit dem Jesuskind auf dem Schoß, das sich dem nah vor ihm knienden, ältesten König buchstäblich auf Augenhöhe zuwendet. Hinter Melchior folgen, in ebenfalls prächtige Gewänder gekleidet, die Könige Balthasar mit gekröntem Turban, Caspar mit tiefdunkler Hautfarbe und gezackter Krone, sowie eine junge Begleitfigur, mit einem Kelch mit Goldmünzen in den Händen und aus dem Bild herausblickend. Das weitere Gefolge verliert sich im Hintergrund, den eine aus dem Dunkel aufragende Natur-Architekturlandschaft einnimmt; diese ist mit feinem Pinselstrich detailliert im niederländischen Stil gemalt. Hinter Maria nur angeschnitten, folgt Josef dem Geschehen, zwischen ihnen lugt der Ochse aus dem finsteren Stall hervor. Durch das ruinöse Dach der Stallarchitektur brechen die hellen Strahlen des am oberen Bildrand aufscheinenden Sterns von Bethlehem und erhellen die Szenerie, ganz im Sinne der christlichen Bildsprache der lichtvollen Erscheinung (Epiphanie) des Herrn.
Vermutlich stammt der Maler aus dem Umfeld des sog. Rudolfinischen Kunstkreises, einer Schule des Manierismus um 1600. Als Hauptvertreter gelten Hans von Aachen, Josef Heintz d.Ä. und Bartholomäus Spranger, die am Hof Kaiser Rudolfs II. in Prag wirkten und deren Gemälde durch zahlreiche Stiche reproduziert wurden. (Dr. Anna-Lena Krämer)
Anbetung der Könige
um 1600, Spätrenaissance/Manierismus/Frühbarock
Malerei auf Holz
H ca. 200 cm; B ca. 150 cm
Fotos: Warburg Institut/Berthold Kreß