Abschied
Abschied wovon? Sind die künstlichen Hüftgelenke ein Klagelied auf den Verlust der natürlichen Beweglichkeit? Für viele bedeuten sie einen schmerzlichen Abschied von einem hohen Gut, welches oft nahezu ein ganzes Leben lang selbstverständlich war. Wie so oft aber erwächst Wertschätzung erst aus dem Verlust.
Es sind nur Metallteile und sie stammen vom Schrottplatz, aber sie konnten altersmüdem Leben wieder auf die Beine helfen und den Abschied vom Gesundsein erleichtern.
Präsentiert die Künstlerin sie deswegen in einem blumenverzierten Glasschrein? Als Errungenschaft des Menschen, dem Verfall und dem Tod ein wenig zu trotzen?
Es stimmt, auf den ersten Blick scheinen die Erfolge der Medizin der Hinfälligkeit alles Irdischen ein Stückchen Weg abzuschneiden. Aber nur ein Stückchen, einen Wimpernschlag vor der Unermesslichkeit der Zeit.
Und was verbleibt letztlich vom Anrennen des Menschen gegen das große Naturgesetz von Zeit und Vergänglichkeit? – Künstliche Ersatzteile, im Grunde nur Strandgut eines kurzen, letztendlich vergeblichen Aufbäumens.
Doch auch dies findet seinen Frieden, ausgedrückt in der wohlgeordneten Ruhe des blumengeschmückten Glasschreins.
Angesichts der Ewigkeit bekommt der Abschiedsgedanke eine ganz neue Dimension: Abschied in Frieden von einer uralten Illusion des Menschen als selbsternannter Krone der Schöpfung sich aus eigener Kraft über diese erheben zu wollen.
Implantate, Textil, Blumen, Glas
2001