Museum St. Ulrich
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St. Ulrich war in den Jahren von 1220 bis 1230 als herzogliche Palastkapelle errichtet worden. Spätestens gegen 1240 dürfte das Bauwerk seine Funktion als Dompfarrkirche erhalten haben. Stilistisch gehört St. Ulrich zu den ältesten Bauwerken der Gotik in Deutschland. Die Architekturformen wurden unmittelbar aus Frankreich importiert; ihre Wurzeln finden sich in den Kathedralen von Paris und Laon. Die prächtige Fensterrose in der Westwand, die fantasievoll dekorierten Kapitelle und Schlusssteine sowie die schwerelose Eleganz des Obergeschosses zeigen die Qualität der Durchführung. Freskenreste zeugen von den ursprünglichen Wandgemälden um 1240.
Die reiche Ausmalung des Innenraums mit Blattranken und Blumen, Apostelfiguren und biblischen Szenen stammt aus dem Jahr 1571, ergänzt durch bunte Gewölbemalereien des ausgehenden 16. Jahrhunderts im Obergeschoss.
Ab 1986 wurden im Museum St. Ulrich die Kunstsammlungen des Bistums Regensburg präsentiert. Aufgrund von umfangreichen Restaurierungsmaßnahmen ist es jedoch derzeit geschlossen. Im Sommer 2019 war Sonderausstellung Zwei Türme für den König. 150 Jahre Vollendung der Regensburger Domtürme zu sehen. Letzte sehr einsdrucksvolle Ausstellung "Der Göttliche Funke II" in St. Ulrich war vom 10. September - 31. Oktober 2021 mit dem renommierten Maler, Grafiker und Bildhauer Markus Lüpertz. Anlässlich seines 80. Geburtstags präsentierte der Künstler zum einen seine Gipse – Köpfe, statuettenartige Werke sowie die monumentalen Ganzfiguren. Zweiter Ausstellungsschwerpunkt waren die Glasarbeiten, Entwurfszeichnungen und Werkkartone von Kirchenfenstern, die in Originalgröße zu sehen waren.
Exponate der ehemaligen Dauerausstellung:
Christliche Kunst aus über einem Jahrtausend in einer der interessantesten frühgotischen Kirchen Deutschlands – Gemälde, Skulpturen und Goldschmiedekunst führten im Museum St. Ulrich vom 11. ins 21. Jahrhundert und boten spannende Kontraste zwischen mittelalterlichen und zeitgenössischen Auseinandersetzungen der Künstler mit religiösen Motiven.
- Auferstehung Christi, 17. Jh. Auferstehung Christi, 17. Jh.
- Sog. Stab des Hl. Emmeram, 12. Jh. Sog. Stab des Hl. Emmeram, 12. Jh.
- Christus II von Peter Wittmann, 1980 Christus II von Peter Wittmann, 1980
- Christuskopf aus der Romanik Christuskopf aus der Romanik
- Martyrium der hl. Katharina, 18. Jh. Martyrium der hl. Katharina, 18. Jh.
- Geißelung Christi, 2. Viertel 17. Jh. Geißelung Christi, 2. Viertel 17. Jh.
- Minnekästchen, 2. Hälfte 14. Jh. Minnekästchen, 2. Hälfte 14. Jh.
- Wessobrunner Mutter der schönen Liebe, Mitte 18. Jh. Wessobrunner Mutter der schönen Liebe, Mitte 18. Jh.
- Die schöne Maria, um 1519/22 Die schöne Maria, um 1519/22
- Hl. Sebastian, 3. Viertel 16. Jh. Hl. Sebastian, 3. Viertel 16. Jh.
- Türzieher, 1. Viertel 11. Jh. Türzieher, 1. Viertel 11. Jh.
- Das verhüllte Kreuz, Rudolf Koller, 1981 Das verhüllte Kreuz, Rudolf Koller, 1981
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Hirtenstäbe
Der "Emmeramsstab"
Die ungeklärte Bezeichnung des Objekts erinnert an den heiliggesprochenen Bischof Emmeram (7. Jahrhundert). Die Krümme des Stabs, die wohl aus einem Stück Elfenbein gearbeitet ist, windet sich in exakter geometrischer Form spiralig ein. Das kurze Ansatzstück ist zum Kopf eines Drachen ausgebildet, aus dessen geöffneten Rachen der glatte Schaft der Krümme hervorgeht. An den Oberseiten sind fächerförmige Blätter erhaben stehen gelassen. Die Spirale endet in einem Einhorn- oder Gazellenkopf. In trivialer Auflösung ergibt die Ikonographie folgendes Motiv: Ein Einhorn (das Gute, die Unschuld) flieht im Wald vor dem Drachen (dem Bösen). In der christlichen Interpretation durch die Kirchenväter sah man im Einhorn ein Sinnbild für die Menschwerdung Christi im Schoß der Maria. Der Stab besteht aus 48 hohlen Beinstücken. Es wird auch angenommen, dass der Regensburger Stab die Variation eines häufig verwendeten Typus aus den Werkstätten Siziliens ist.
Der "Wolfgangsstab"
Der Stab gilt als Erinnerung an den hl. Bischof Wolfgang, der im 10. Jahrhundert wegweisend in Regensburg wirkte und nach der Legende St. Wolfgang am Abersee (Wolfgangssee) erbaute. Die Krümme ist aus dem Horn eines Bockes geschnitten. Die Seiten des Horns sind mit silbervergoldeten Bändern beschlagen, die jeweils fünf farbige Steine in Kastenfassung besitzen. Die Krümmung des Horns wird an der Spitze durch eine silbervergoldete, teils gegossene Hülle in Form eines Armes um neunzig Grad fortgesetzt. Auf der Hand ruht eine Kapsel, die auf der Vorderseite in einem Rundmedaillon getrieben die Figur des thronenden hl. Wolfgang zeigt. Der Heilige erscheint im Bischofsornat mit Stab und seinem Attribut, dem Kirchenmodell, vor einem Grund mit graviertem Diagonalgitter. Die Krümme mit der achteckigen Manschette ruht auf einem Stab aus Elfenbein und Beinstücken.
Die Krümme wurde 1945 durch Besatzungssoldaten schwer beschädigt: die Beschläge mit Steinen, die Schiene mit den Kriechblumen und die Kapsel mit dem Medaillon wurden abgebrochen und entwendet. Unter den Steinen befanden sich zwei römische Gemmen aus Karneol, die ins 2. Jahrhundert datiert wurden. Auf der Rückseite des Medaillons befand sich eine Reliquie. 1965 wurde die Krümme restauriert, die fehlenden Teile wurden durch Kopien ersetzt.