Ausstellung vom 22. April bis 29. Juni 2009 im Museum St. Ulrich, Domplatz 2
Am 23. April 1809 erstürmten unter Napoleon französische, bayerische und württembergische Truppen die von den Österreichern besetzte Stadt Regensburg. Der damalige Dompfarrer Georg Michael Wittmann (1761-1833) und seine Helfer, der Subregens Johann Nepomuk Ring (1772-1814), sowie der Pfarrvikar von Niedermünster, Pater Fulgentius Kleiber (1773-1831), retteten unter Einsatz ihres Lebens viele Verwundete, gleich ob Freund oder Feind, aus den Trümmern der brennenden Stadt. Die Ausstellung gab ein Bild der Kriegstage in Regensburg und erinnerte an den Mut der selbstlosen Geistlichen.
In den kriegerischen Tagen seit dem 10. April 1809, als die österreichische Armee über den Inn und den Bayerischen Wald in das Königreich Bayern einmarschierte, um Napoleon und seine alliierten Truppen zu schlagen, erlitten die beiden benachbarten Städte Regensburg und Stadtamhof das Los der ständigen Einquartierung durch fremde Truppen.
Nach der für die österreichischen Invasoren so ungünstig verlaufenen Schlacht von Eggmühl am 22. April erfolgte der Rückzug ihrer Heereseinheiten über das fürstprimatische Regensburg und seine Steinerne Brücke über Stadtamhof in die Oberpfalz. Generalissimus Erzherzog Carl ließ bereits am frühen Morgen des 23. April über eine in Windeseile bei dem Dorf Weichs errichtete Pontonbrücke und über die Regensburger Brücke seine Truppeneinheiten, ca. 70 000 Mann, abziehen.
Die Stadt Regensburg blieb aber von österreichischen Einheiten besetzt. Napoleons Truppen konnten erst nach einem zeitraubenden, stundenlangen Beschuss die noch mit den mittelalterlichen Mauern und Gräben umgebene und hartnäckig verteidigte Stadt einnehmen. Zwischen 6 und 7 Uhr abends erfolgte das Eindringen der Franzosen in die Stadt. Die Stadt - im Sturm genommen – wurde zur Plünderung frei gegeben. Die folgenden Stunden waren in der Geschichte der Donaustadt sicherlich die schlimmsten, die sie je erleben musste. 150 Häuser wurden ein Opfer der Flammen. 3000 Einwohner wurden über Nacht obdachlos.
Das erzbischöfliche Seminar, das unweit des arg beschossenen Weih St. Peterstores lag, brannte völlig aus. Der damalige Regens und Dompfarrer Georg Michael Wittmann verbrachte einen Großteil der Nacht bei der Rettung von Zivil- und Militärpersonen. Im brennenden Priesterseminar St. Paul war ein Lazarett für die verwundeten österreichischen Soldaten eingerichtet worden. Da alle Fenster vergittert waren, konnten die Verwundeten nur durch die Türen geborgen werden. Da die meisten sich nicht selbst retten konnten, nahm Regens Wittmann mit seinen Alumnen die Verwundeten auf die Schultern und trug sie aus dem brennenden Lazarett in sichere benachbarte Häuser.
Wittmann hat in einer eindrücklich geschriebenen Schilderung den Sturm auf Regensburg an jenem denkwürdigen 23. April 1809 beschrieben. In seinem 32 Seiten umfassenden Bericht prangert er den Unsinn des Krieges an, in dem das Leid des Einzelnen völlig zurücktritt. Minutiös beschreibt Wittmann die Ereignisse und den Brand der Stadt Regensburg vom 23. auf den 24. April: „Wer den Schrecken dieser Nacht nicht gesehen hat, kann ihn sich nicht vorstellen. Ein weit ausgedehntes die ganze Nacht hindurch bis in den folgenden Tag fortbrennendes Feuer, wodurch 150 Häuser zu Regensburg, 95 Wohngebäude zu Stadtamhof verbrannten; in allen Straßen herumschwärmende Soldaten, die den fliehenden und herumirrenden Leuten nahmen, was dieselben den Flammen entreißen wollten…“
Auch sein Subregens Johann Nepomuk Ring beteiligte sich an den Rettungsaktionen und ließ sich, nachdem seine Wohnung im Priesterseminar wie auch die von Regens Wittmann ein Raub der Flammen geworden war, durch das Bischöfliche Ordinariat als Seelsorger im Militärlazarett einteilen, auch aufgrund seiner Sprachkenntnisse „und ließ sich auch, wo seine Arbeiten als Subregens bald wieder anfingen, nicht mehr irre machen, dieser verlassenen Menschenklasse wahrhaftig wie der Samaritan im Evangelium beyzuspringen, Oel und Wein in ihre Wunden zu gießen, und alles zur Herstellung nicht so fast ihres Leibes, als zur Heilung ihrer Seelen beyzutagen“.
In seinen Aufzeichnungen schrieb er später: „Es liegt mir schon lange Zeit im Sinne, den Zustand und das Elend meines Lazarethes zu schildern. Denn ich habe es schon einige Mal ausgesprochen: Man sollte Jeden, der einen Krieg zu beschließen gesinnt ist, ehevor in ein Lazareth führen können, und ihm dort all das Elend sehen lassen, das auf verwundete Krieger wartet, und die Schmerzen und Leiden, welche hier die Menschheit ausstehen muß – gewiß! er würde sich kaum zu einem Kriege entschließen.“
Als drittem Geistlichen widmet sich die Ausstellung dem in München gebürtigen Augustinereremit Pater Fulgentius Kleiber, der für seinen Einsatz in den Regensburger Militärlazaretten, die in nahezu allen Klöstern eingerichtet worden waren, noch von der damaligen fürstprimatischen Landesregierung mit der Statue des hl. Vinzenz von Paul ausgezeichnet worden war. Auch die nachfolgende bayerische Regierung ehrte den Stadtpfarrer Fulgens Kleiber ein paar Jahre später durch die Verleihung der goldenen Civil-Verdienstmedaille des Königreiches am 14. Februar 1813.
Die Dokumentation in der ehemaligen Dompfarrkirche St. Ulrich zeichnete die Geschehnisse in Text und Bild nach. Graphische Darstellungen der Kämpfe um Regensburg sowie Augenzeugenberichte brachten die Sinnlosigkeit des damaligen Krieges nahe und erinnerten an die vielen Opfer des Jahres 1809.
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