Petrus in der Salzburger Gasse 4
Am 29. Juni wird alljährlich das Fest „Peter und Paul“ gefeiert. Den hl. Petrus, Schutzpatron des Domes und der Stadt Regensburg, zeigt auch unser Relief. Zu finden ist es am Haus Nr. 4 in der Salzburger Gasse. Der zweigeschossige Bau aus dem späten 18. Jahrhundert steht in Ecklage zwischen Frauenbergl und Salzburger Gasse. Die ehemalige Domdechantei war ab 1821 Sitz des Dompropstes. Von der Nutzung der barocken Dreiflügelanlage durch das Domkapitel zeugen noch zahlreiche Steinbilder. An der Nordfassade zum Frauenbergl fällt das JHS-Monogramm ins Auge, das mit einem Kreuzanker in den Scheitelstein des Portals eingraviert ist. Oberhalb trägt eine herausragende Figurenkonsole eine Christusstatue. Im Innern der Einfahrtshalle zeigt die zweiteilige Decke des 19. Jahrhunderts zwei Stuckfelder mit Bischofsinsignien und dem Monogramm „MARIA“, umrahmt von einer Aureole mit Putten.
An der Ostfassade zur Salzburger Gasse entdecken. Über dem Portal ist die Reliefplatte zu finden, datiert „A. 1912 D.“. Sie wurde von Max Roider mit einem Engel, der das Wappen des Regensburger Domkapitels präsentiert, gestaltet. Der hl. Petrus im Schiff, in der rechten Hand einen Schlüssel haltend, in der linken einen Fisch: Dieses Bildmotiv ist eine Regensburger Besonderheit. Es findet sich bereits in einem Relief von 1305/10 an der nördlichen Querhauswand des Doms.
Petrus ist der erste Heilige, der in der Kunstgeschichte an seinem individuellen Attribut erkennbar ist. Die Darstellung Petri mit dem Schlüssel leitet sich aus der Bibelstelle Matthäus 16,19 her: „Ich werde Dir die Schlüssel des Himmelreiches geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden löst, das wird auch im Himmel gelöst sein.“ Im Stadtwappen mit den gekreuzten Schlüsseln ist Petrus seit dem 14. Jahrhundert gegenwärtig. Mit dem Schlüssel ist der Stadtpatron auch an einer der prominentesten Stellen Regensburgs dargestellt, nämlich in der Mitte der 1408 entstandenen Decke des Rathaus- und späteren Reichssaals.
Petrus in einem Schiff mit einem Fisch in der Hand verweist zum einen auf das biblische Seesturm-Bild, zum anderen auf den Auftrag Christi an den Fischer Simon Petrus: Als Apostel soll Petrus zum Menschenfischer werden. Ein Fisch als Attribut Petri ist erstmals auf einem Regensburger Dickpfennig aus der Mitte des 13. Jahrhunderts erkennbar. Um 1320/30 entstand das prachtvolle Apostelfenster im nördlichen Hauptchor, in dem das wappenartige Schifflein Petri gestaltet ist. Als Siegelbild des Domkapitels ist das Petrusschiff mit Schlüssel und Fisch an einer Urkunde von 1449 erhalten. Es blieb über die Jahrhunderte ein besonderes und ganz eigenes Bildmotiv Regensburgs, das der Engel an der Fassade in der Salzburger Gasse seit nun fast 100 Jahren beschützt.
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