Ursula Bolck-Jopp (*1954)
Histoire d'amours, 2016
Meine während eines Studienaufenthaltes in Frankreich entstandene Arbeit „Histoire d`amours“ beschäftigt sich mit der Frage nach Liebe und Barmherzigkeit.
Liebe und Barmherzigkeit sind zutiefst menschliche Eigenschaften,
oder sollten dies zumindest sein. Versteht man die Liebe rein erotisch, ist dies von Natur aus der Fall. Die echte tiefe Liebe zu einem Mitmenschen aber erfordert zudem Hingabe, Empathie und manchmal sogar Aufopferungsbereitschaft. Niemals aber darf sie barmherzig werden, Mitleid ist tödlich für eine Partnerschaft, Barmherzigkeit gegenüber einem Mitmenschen findet in diesem Sinne nicht auf Augenhöhe statt, hat etwas Herablassendes. Der Verstand, das Pflichtgefühl ist hier der Antrieb, muss es in manchen Situationen natürlich auch sein. Die Empfindung von Liebe aber ist grundsätzlich nicht steuerbar, sie ist ein tiefes Gefühl im Menschen zu einem anderen Menschen. Sie kann dabei auch egoistische Züge annehmen bis hin zu eifersüchtigem Besitzdenken.
Barmherzigkeit hingegen findet auf einer - möglicherweise - höheren Ebene statt. Sie zeichnet den an den Mitmenschen, überhaupt seiner Umwelt wahrhaftig Interessierten aus. Und wer wahrhaftig interessiert ist an seinen Mitmenschen, empfindet auch Liebe für sie. Ein Misanthrop kann nicht barmherzig sein. Barmherzigkeit ist Liebe, die nicht Körper und Geist überwältigt, sondern die auf einem Gefühl der Verantwortung, dem Sinn für Gerechtigkeit, einem hohen Maß an Empathie und Selbstlosigkeit - eben auf Menschlichkeit gründet. (Ursula Bolck-Jopp)
Acryl / Mischtechnik auf Leinwand
80 x 100 cm
2016