Warning: Undefined variable $warning in /www/htdocs/w011b27a/domschatz-regensburg.de/old/plugins/content/sketchresponsivetables/sketchresponsivetables.php on line 178

0941 / 597-2530 | Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! | Obermünsterplatz 7 - 93047 Regensburg


Warning: Undefined variable $warning in /www/htdocs/w011b27a/domschatz-regensburg.de/old/plugins/content/sketchresponsivetables/sketchresponsivetables.php on line 178

Markus Lüpertz (*1941)
St. Sebastian

Markus Lüpertz, St. Sebastian, 1987, Bronze bemalt, Auflage: 6+0, Guß  4/6. Foto: Wolfgang Ruhl/Diözesanmuseum Regensburg

Markus Lüpertz, geboren in Liberec, Böhmen, studierte von 1956-61 an der Werkkunstschule Krefeld bei Laurens Goosens. Seit 1961 ist Lüpertz als freischaffender Kuenstler tätig.

1962 Beginn der dithyrambischen Malerei. 1976 übernahm er eine Professur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe, 1986 wurde Markus Lüpertz an die Kunstakademie Düsseldorf berufen, die er ab 1988 als Rektor leitete. Seinem Werk sind bedeutende Einzelausstellungen gewidmet, so 2014:  Markus Lüpertz, Ernst Barlach Gesellschaft, Wedel, Markus Lüpertz. Player's Ball, Michael Werner Gallery, London, Markus Lüpertz. Matter and Form, Museo de Bellas Artes de Bilbao, Markus Lüpertz. Painting and Sculpture, The State Hermitage Museum, St. Petersburg. Er lebt und arbeitet in Berlin, Düsseldorf und Karlsruhe.

Jochen Kronjäger weist in seinem Katalogbeitrag für die Ausstellung Markus Lüpertz. Skulpturen in Bronze 1995 nach, dass sich bei der Darstellung des hl. Sebastian - des römischen Offiziers im Dienst des Kaisers Diokletian, der wegen seines Bekenntnisses zum Christentum zur Bestrafung an einen Baum gefesselt und von numidischen Bogenschützen schwer verwundet und schließlich erschlagen wurde - eine Kombination von Leiden und Schönsein durchgesetzt habe, ausgehend vom jugendlichen Sebastian bei Perugino. „Ganz anders ist die Ausprägung der Bronzeskulptur des „St. Sebastian“ von Markus Lüpertz aus dem Jahre 1987: Die hoch aufgerichtete Gestalt verharrt in einem Ausfallschritt nach links, den rechten Arm kantig rechtwinklig schützend über den leicht nach rechts gedrehten Kopf gelegt. Die Gestalt wankt, sie versucht sich gegen Schläge zu wehren, und zwar mit dem Kampfarm, dem rechten, der sonst selbst die Schläge führt. In der Armbeuge bestätigt diese Annahme eine Verdickung, die sich von der Seite der Figur und von hinten gesehen als die Folge einer bereits erlittenen schweren Blessur erweist: als gewaltige Beule. Der linke Arm, der gewöhnlich den Schild zur Verteidigung hält, fehlt. Lüpertz weicht damit vom tradierten Sebastian-Typus vollständig ab, er konzentriert sich auf das Wesentliche, das wirklich Existentielle des Heiligen: sein Opfertum.“

Künstlerisch gar nicht darstellungswürdig scheine in der Kunstgeschichte der Moment des Geschlagenwerdens und der Abwehr zu sein. „Lüpertz hat sich intensiv mit diesem Moment beschäftigt und ist in kurzer Zeit zur Fixierung des Motivs eines über den Kopf gelegten rechten sowie eines fehlenden linken Arms gekommen.“  Neben der ausdrucksvollen Ausführung von Stand- und Spielbein -  „Dieser Schritt wirkt wie ins Stocken geraten, ausgelöst durch die Überraschung, Verwunderung - es entsteht der Eindruck des Zögerns, Verharrens, im Oberkörper sogar des Zurückweichens.“ - ist für Kronjäger das zweite aussagekräftige Motiv das des hochgenommenen Arms. „Die Intention dieser Armhaltung ist Erstaunen, Resignation, Verweis auf sich selbst. Es ist ein höchst intimer Gestus, der den Körper „freilegt“, ihn schutzlos und damit verwundbar macht oder über den eine bereits erfahrene Verwundung spürbar gemacht wird.“ […] „Der eben noch für die Christen vorpreschende Fürsprecher wird von den Schergen Diokletians - seinen ehemals eigenen Leuten - aufgehalten und brutal verprügelt. Das Erstarren in dieser Situation, das ungläubige Erstaunen, das Sich-Schützen und die dennoch stolze, fast trotzige Körperhaltung sind das Thema von Markus Lüpertz. Dem entsprechen zusätzlich die weit geöffneten, blau gefassten Augen und der zu einem benommen-verklärten Lächeln verzogene rote Mund. Lüpertz bringt dieses plötzliche Erkennen, Erleiden und Erdulden auf den Punkt, indem er es über den speziellen Fall hinaustransformiert: Sebastian ist nackt, geschlechtslos, wehrlos. Er ist damit ein Symbol für die Befindlichkeit eines jeglichen Menschen in einer solchen Situation. Zu jeder Zeit.“

aus: Jochen Kronjäger, Gespannte Abwehr eines Attackierten. „St. Sebastian“ aus neuer Sicht. In:  Markus Lüpertz. Skulpturen in Bronze. Ausstellungen in Mannheim, Augsburg und Bremen, Februar bis Oktober 1995, Heidelberg 1995.  

 

St. Sebastian
1987
Bronze bemalt, Auflage: 6+0, Guß  4/6
223 x 48 x 48 cm (Objektmaß)

vom 14. Mai bis 29. Juni zu sehen im Museum Obermünster in der Ausstellung „Gegenüberstellung. Brücke zwischen Mensch und Gott“.