Günther Zacharias (1913-1944)
„Blick vom Malerhaus nach Osten“
Günter Zacharias blieb nach seinem frühen Tod ein unbekannteres Mitglied der Regensburger Malerfamilie. Er hatte an der Akademie für Bildende Künste in München bei Prof. Franz Klemmer studiert. Es scheint kaum eine Lebenssituation, kaum einen prägenden Eindruck gegeben zu haben, den er nicht mit Pinsel und Stift in lockerer Handschrift und mit einem feinen Form- und Farbempfinden festgehalten hat.
Hineingeboren wurde Günther Zacharias vor 100 Jahren in die letzten ruhigen Monate der Kaiserzeit, in die Tradition und das Herzstück der Familie, das alte Malerhaus in der Oberen Bachgasse 23 in Regensburg. Seine Eltern bewohnten die zweite Etage. Den Höhepunkt hatte die künstlerische Produktivität im Malerhaus in den frühen 1920er-Jahren, als fünf unterschiedlich arbeitende Zacharias dort wohnten und parallel in Kunst und Handwerk tätig waren. Erledigt und beherrscht wurden Aufträge jeglicher Couleur, einerseits handwerkliche Arbeiten wie Schildermalerei, andererseits aber auch die Vergolder- und Fassmalerei. Darüber hinaus widmete man sich dem neuen Medium der Fotografie, der Fertigung von Puppen, der konservativen Kunstmalerei, dem Impressionismus und dem expressionistischen Holzschnitt. Besonders Künstlerfreunde machten auf der Reise zum Mal-Studium in Kallmünz gerne in Regensburg Halt und genossen die Gastfreundschaft der Familie.
Die über seiner Kindheit und Jugend glänzenden Werke und Gäste motivierten Günther Zacharias früh, die nähere Umgebung, Ausflugsziele und Sommerfrischen bald selbst mit Stiften, Papier und Farbe einzufangen. Er war gerade einmal 15 Jahre alt, als er diese Gouache auf Papier malte: den Ausblick aus dem Malerhaus nach Osten.
Stefan Reichmann
Blick vom Malerhaus nach Osten
1928
Gouache auf Papier
33 x 24 cm
Bis 19. Januar zu sehen in der Ausstellung „Die verlassenen Häuser sehen kostbar aus“, Günther Zacharias zum 100. Geburtstag, im Museum Obermünster