Rupert D. Preißl (1925-2003)
Domgarten in Regensburg, 1971, Öl auf Holzfaserplatte, 81 x 100 cm
Das Bild der Kathedrale von Regensburg zählt zu den besten Dombildern des Malers Rupert D. Preißl, nicht nur, weil er eine ungewöhnliche Perspektive wählte, sondern weil seinem intuitiven Feingespür beim Malen hier ein ganz besonderes Kunststück gelang. Dargestellt ist ein Blick von Osten in die schmale Gasse zwischen der Dombauhütte im Süden und dem langgestreckten Domkapitelhaus im Norden.
Schließlich weitet sich die Gasse zum Domgarten und gibt die Sicht frei auf den hoch aufsteigenden Osttrakt des gotischen Domes mit dem romanischen "Eselsturm" an der Nordflanke und schließlich auf die beiden steil in den Himmel emporschießenden Spitzhelme der Westtürme. Es ist Spätnachmittag im Sommer, die Sonne steht noch im Zenit der Türme und füllt den Himmelsraum mit warmweißen Gegenlicht. Es ergießt sich über das spitzzackige Domgebirge und es scheint als würde es dadurch regelrecht zerstäubt, aufgespalten in seine sonst unsichtbaren Farbanteile, welche nun wiederum als bunte Farbflecke niederrieseln, auf den Dom selbst, über Bäume und Nachbarbauten im Domgarten und über die mit Fußgängern und verweilenden Kleingruppen locker bevölkerte Gasse. Ein vielfarbiges Flimmern liegt in der Luft, es lockert die Konturen, taucht die ganze Szenerie in einen leichten schwingenden Rhythmus und erzeugt eine ganz spontane und überaus zarte Augenblicksstimmung. F.F.
Das Gemälde war während der Ausstellung "Brannte uns nicht das Herz. Bilder von Rupert D. Preißl (1925-2003)" im Museum Obermünster, Emmeramsplatz 1, vom 4.Juli bis 18. August 2013 zu sehen.