Josef Wittmann (1880-1968)
Pfingstreiterfresken in Bad Kötzting
In über 75 Kirchen erinnern seine Fresken und Altarbilder an ihn: Josef Wittmann (1880-1968) war Kirchenmaler des Neubarock. Er erhielt auf Betreiben des örtlichen Pfarrers seine Ausbildung in der königlichen Kunstgewerbeschule in Nürnberg. An der Akademie der Bildenden Künste in München studierte er bei den Professoren Johann Caspar von Herterich, Hugo von Habermann und bei seinem wohl wichtigsten Lehrer Martin Feuerstein (später Martin Ritter von Feuerstein).
Bereits als 23-jähriger bekam Wittmann seinen ersten Fresko-Auftrag, für die Pfarrkirche St. Stefan in Stammham bei Kösching. 1930 schuf er in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Bad Kötzting eine neue Ausmalung mit Bildern aus der örtlichen Kirchengeschichte.
Die Chronik des Gotteshauses reicht bis ins späte 11. Jahrhundert zurück, als Pfalzgraf Kuno seine Besitzungen Chostingen und Nezvvetingen (Kötzting und Nößwartling) mitsamt einer Kirche seiner Gründung, dem Benediktinerkloster Rott am Inn, schenkte. Seit 1224 war die Pfarrei dem Kloster inkorporiert, das im 17. Jahrhundert hier ein Priorat einrichtete. Aus Rott kamen bis 1803 die Pfarrer. Von der mittelalterlichen Kirche steht nicht mehr viel: Nach mehrmaligen Zerstörungen wurde sie 1737/38 erweitert. 1766-1769 erhielt sie einen neuen Chor und Turm – an alter Stelle. In diesen Jahren malte der aus Prüfening bei Regensburg stammende Otto Gebhard (1703-1773) mit seinem Sohn Valentin die Kirche mit sechs Fresken aus. Gebhard übermalte seinerseits ältere Bilder, doch 1852 wurden seine Fresken einfarbig übertüncht.
Josef Wittmann gestaltete die Fresken des Mittelschiffs mit Motiven des Pfingstbrauchtums. Dargestellt sind der erste Kötztinger Pfingstritt, der der Legende nach 1412, also vor genau 600 Jahren, stattfand, der Pfingstritt in seiner neuzeitlichen Form und die Überreichung des Tugendkränzchens an den Pfingstbräutigam, die alljährlich nach der Rückkehr von der Reiterwallfahrt nach Steinbühl beim Festakt auf dem Marktplatz im Mittelpunkt steht. Eine dringend notwendige Restaurierung der Fresken steht an.
Josef Wittmann und seine Werke stellt zur Zeit eine Sonderausstellung des Oberpfälzer Waldvereins im Waldnaabtal-Museum auf der Burg Neuhaus, Burgstraße 13, in seinem Heimatort Windischeschenbach vor. Sie zeigt 70 Entwürfe aus seinem Schaffen von 1937, beginnend mit dem Langhausdeckenfresko in Irgertsheim, bis 1959 zu den Fresken in Ursulapoppenricht und Vohenstrauß. Geöffnet bis 28. Oktober an Sonn- und Feiertagen 14 bis 18 Uhr, Sonderführungen nach Vereinbarung unter 09681/401 240.
Fotos: Kunstsammlungen des Bistums Regensburg (Maria Baumann)