Prunkkelch
Der prachtvoll gestaltete Kelch gehört zu einer ausgestellten Prunkgarnitur mit Platte und Messkännchen. Er trägt am Nodus (Knauf) das Wappen und Monogramm des Abtes Albert Hausner von Waldsassen (1690-1710): F.A.WA.A. (Frater Albertus Waldsass. Abbas 1691). Albertus hat vermutlich die Prunkgarnitur zu seiner Abtsweihe in Auftrag gegeben. Sie blieb im Kloster Waldsassen bis zur Säkularisation, als in den Jahren 1801 und 1803 fast alle Kirchenschätze der Abtei verkauft wurden. Wir wissen nicht, wohin die Garnitur dann gelangte. Sie taucht erst 1857 wieder auf, als sie von einem Geistlichen dem Domschatz übergeben wird.
Der flach gewölbte Sechspassfuß ist bedeckt mit drei ovalen farbsatten Emailmedaillons. Dazwischen ist die ganze Oberfläche des Fußes überzogen von reichsten Schmuckformen. Die Medaillons in einem Kranz aus Türkisen und Granate zeigen Passionsszenen, zunächst das letzte Abendmahl (Mt 26,20-29), die letzte Zusammenkunft von Jesus mit seinen zwölf Jüngern vor seiner Gefangennahme. Als Vorbild diente das jüdische Passahmahl, das an die Befreiung des jüdischen Volkes aus der ägyptischen Gefangenschaft erinnert. Jesus deutet dabei seinen bevorstehenden Tod an und fordert die Jünger auf, künftig das gemeinsame Mahl zu seinem Gedächtnis zu halten. Er kündigt auch den Verrat durch Judas an. Judas wird in gelber Kleidung dargestellt. Gelb steht als Farbe für Hass und Verrat. Als weitere Szenen sind auf dem Kelchfuß das Gebet in Getsemani am Fuß des Ölbergs (Mt 26,36-46) sowie Dornenkrönung und Verspottung (Mt, 26,47-56) dargestellt.
Zwei Drittel der Cuppa (Schale des Kelchs) umhüllt ein Überfang aus reichem Filigranblattwerk. Dazwischen wurden drei ovale Emailmedaillons gesetzt, die ebenfalls Passionsszenen erzählen, nach der Geißelung Jesu (Mt 27,26) die Kreuzigung (Mt 27,31b-44). Beim Kreuz stehen die Mutter Maria und Johannes der Evangelist. Als Lieblingsjünger von Jesus erhielt er von ihm den Auftrag, sich um Maria zu kümmern. Am oberen Ende des Kreuzes befindet sich eine kleine Tafel mit den Buchstaben INRI (lat. Jesus Nazarenus Rex Judaeorum - Jesus von Nazareth, König der Juden). Das dritteMedaillon zeigt die Grablegung Jesu (Mt 27,57-61).
Blattwerk, Blumen und Weintrauben, aus Silberfiligran geformt, schmücken in flimmernder Fülle den goldenen Kelch. Sie erschwerten aber auch den Gebrauch der Prunkgarnitur, so dass sie wohl nur bei besonders aufwändigen Kirchenfesten benutzt wurde. (mb)
Prunkkelch
Meistermarke R3 697: Meister der Familie Gelb (Vorname und Daten unbekannt)
Augsburg, 1691
Silber vergoldet, getrieben und gegossen; Emailmedaillons, Filigran aus Silber und vergoldetem Silber; Türkise, böhmische Granate, Aquamarin, Morion, Opale, Amethyste, Bergkristalle, farbige Glassteine
H 27,9 cm, Durchmesser des Fußes 19,1 cm
D 1974/7a
Zu sehen im Domschatzmuseum, ab 1. April wieder täglich außer Montags geöffnet.
Fotos: Kunstsammlungen des Bistums Regensburg (Wilkin Spitta / Gerald Richter)