Alfred Manessier (1911-1993)
Glasfenster in Saint-Michel, Les Bréseux
fotografiert von Manfred Zimmermann
In einem Artikel in der von den beiden Dominikanerpatres Marie-Alain Couturier OP und Pie-Raymond Régamey OP herausgegebenen Zeitschrift „L’Art Sacré“ aus dem Jahr 1950 berichtet P. Couturier von seinem ersten Besuch in Les Bréseux, einem kleinen Dorf im französischen Jura, mitten im Winter: „Nichts konnte besser auf die Glasfenster von Manessier vorbereiten, die zu sehen wir gekommen waren: ihre Reinheit, die bewundernswerte Vervollkommnung der Farben und der Linien schienen in dieser Einsamkeit zu singen, weit entfernt von jeder Plattheit, von jeder Bloßstellung, von jedem Lärm.“
Alfred Manessier setzte sich nach einem Aufenthalt im Trappistenkloster La Grande Trappe in Soligny immer mehr mit religiösen Themen auseinander. Leuchtende Farben, expressive Formen: In Saint-Michel in Les Bréseux schuf er seine ersten nicht-figurativen Glasfenster für eine Kirche. Themen, die er in schöpferischer Abstraktion umsetzte, waren Taufe und Buße, die Jungfrau Maria und die Heilige Agathe als Mitpatronin der Kirche, eine goldgelbe und blaue Landschaft im Chor, auf der Orgelempore die Musik oder der gregorianische Gesang.
„Jedesmal, wenn ich unter der Woche nahe an der Kirche vorbeikomme, habe ich das Verlangen in die Kirche hineinzugehen, um das Licht zu sehen, das sich über die Mauer bewegt.“ Die Aussage eines Wagenbaumeisters aus dem Dorf Les Bréseux beschreibt schlicht die Schönheit, die Manessier in seiner Kunst des Lichts geschaffen hat. Dieses Spiel der leuchtenden Gelb-, Orange-, Grün- und Blautöne hat Manfred Zimmermann in seinen Fotografien beispielhaft eingefangen. Der Meister der Diagonalen komponiert die Faszination der Farben, die im durchscheinenden Licht über die historischen Steine streichen, zu einem neuen Kunstwerk, einem Lichtbild, dessen Kraft sich der Blick nicht entziehen kann.
Glasfenster
1948-1950
Fotografie: Manfred Zimmermann
Die Fotografie ist zu sehen in der Ausstellung „L’art sacré“ vom 26. Februar bis 11. April 2010 im Museum Obermünster.