Hl. Dreifaltigkeit
Das Gemälde der Hl. Dreifaltigkeit im prachtvollen Rocaille-Rahmen von einem unbekannten Künstler des späten 18. Jahrhunderts stammt aus der Pfarrkirche Kösching. Die Barockzeit war die hohe Zeit der Dreifaltigkeitswallfahrten und -bilder. Das Bild zeigt Gottvater, Gottsohn, Gott hl. Geist, auf Wolken vereint; begleitet von fünf Putten, knabenartige Figuren, an Engel erinnernd; dahinter angedeutet: ein gleichseitiges Dreieck, das als Auge Gottes auch als häufigstes Symbol der Trinität ausgebildet wurde.
Das Barockgemälde ist ein Bild der Attribute: GottVater mit dem Herrscherstab, der Sohn zeigt überaus deutlich seine Wunden; wenn wir die Putten mit Engeln in Verbindung bringen, dann: ein Bild der Anwesenheit Gottes, eines, das die Herzen der Menschen bewegen soll.
Die Gestalt der Taube für die künstlerische Darstellung des Heiligen Geistes gründet sich auf den Bericht der Taufe Jesu im Neuen Testament. Danach kam "der Heilige Geist sichtbar auf ihn herab, anzusehen wie eine Taube" (Lk, 3,22). Das Konzil von Nicäa im Jahr 325 hat diese Darstellung empfohlen. Die älteste Abbildung befand sich in der Apsis der Laterankirche. Die Hand Gottes, eine Büste Christi und die Taube des Heiligen Geistes war dort zu sehen. Das frühere Mittelalter stellte die drei göttlichen Personen in menschlichen Gestalten nebeneinander sitzend dar. Papst Benedikt XIV verbot 1745 die Illustration der dritten göttlichen Person in Menschengestalt. Weiterhin erlaubte Abbildungen waren noch der „Gnadenstuhl“ und die „Marienkrönung“.
Wie sollte der Künstler das göttliche Sein veranschaulichen, ohne in Gefahr zu sein, den Boden des dogmatisch Vertretbaren zu verlassen? Hier schuf er ein Himmelsbild, ein Beziehungsbild – Vater und Sohn schauen sich in die Augen. In der Liturgie heißt es: „Mit deinem eingeborenen Sohn u. dem heiligen Geist bist du ein Gott, ein Herr: nicht als wärst du eine Person, du bist vielmehr in drei Personen ein Einziger.“ Und so beten wir beim Lobpreis des wahren und ewigen Gottes in den Personen die Verschiedenheit, in der Natur die Einheit, in der Majestät die Gleichheit an. Der Künstler steht vor der Entscheidung, ob er der Einheit oder der Dreiheit den Vorzug geben will. Hier entschied er sich für die Darstellung der Dreiheit, die aber auch die Verbundenheit birgt.
Er schuf ein frohes Bild mit einer innigen heiteren Beziehung, erinnernd an die Worte von Jean Paul: „Ein verdrießlicher Gott wäre ein Widerspruch, und das Seligsein ist um eine Ewigkeit älter als das Verdammt-Sein.“ Der heitere Himmel zeigt Gottes Milieu: Harmonie, Licht, Bewegung, Verstehen, Sinn. Die Lehre dieses Bildes: Ohne Lebensbejahung keine Religion. Umgekehrt: Ohne Religion keine Lebensbejahung, denn die Kraft des Christentums ist Beziehung, aber eine, die stimmt, die bleibt, die lebt; unser Gott ist kein Single, keine Eigenbrötler, der nur sich selbst kennt. Der Ausdruck des Künstlers mahnt auch zur Vorsicht. Unsere Vorstellung sind nur kleine, hilflose Annäherungen, erinnernd an Hebr. 11: „Glaube aber ist: Feststehen in dem, was man erhofft, Überzeugtsein von Dingen, die man nicht sieht.“ Gott bleibt der ganz Andere, unfassbar, für unsere menschlichen Vorstellungen mehrere Nummern zu groß.
1790-1800
Öl auf Leinwand
113 cm (größte Breite) auf 103,5 cm (Höhe)