Silberbüste St. Josef
im Hochaltar des Regensburger Doms
Der silberne Hochaltar des Regensburger Domes ist im Lauf von knapp 100 Jahren zu der heutigen Anlage zusammengewachsen. Die ältesten Stücke sind dabei die großen Brustbilder von Maria und Josef, die links und rechts vom Altarkreuz aufgestellt sind. Nach ihren Beschauzeichen und der Meistermarke MW stammen sie von dem Augsburger Goldschmied Markus Wolf, der 1685 die Meistergerechtigkeit erhielt.
Die beiden Figuren wurden aus dem Nachlaß des Domherrn und Generalvikars Dr. Ignaz Plebst, der am 4. April 1695 gestorben war, angeschafft. 1765 beschlossen die Domherren, für die beiden ältesten Silberbüsten neue Sockel anfertigen zu lassen. Sie sollten genauso gestaltet werden wie die Postamente unter den ein Jahr zuvor gearbeiteten Brustbildern von Petrus und Paulus. Damit wurde ein Ensemble von vier etwas gleich großen, einheitlich wirkenden Büsten gestaltet. Die Sockel schuf Georg Ignaz Bauer aus Augsburg, der bei diesem Auftrag auch die Büsten von Maria und Josef restaurierte.
Der Sockel der als Gegenstück konzipierten Silberfigur des hl. Josef entspricht dem der Marienbüste. Auch die Reliquienmontierung einschließlich AGNUS-DEI-Medaillon aus Wachs ist wiederholt, nur finden sich hier die Reliquien des hl. Martyrers Leontius. Wie bei der Mariendarstellung richtet sich die Blickrichtung des Puttenkopfes auf dem Sockel nach der Josefsfigur. Vor dem Putto erscheinen Winkelmaß und Zirkel, als Attribute des Zimmermanns Josef. Die Halbfigur des hl. Josef wendet sich zum Altar nach rechts; der Kopf ist im Gegensatz zu Maria nur gedreht, nicht geneigt. Die rechte ausgestreckte Hand hält eine Lilie. Die Linke ist als Geste der Devotion vor die Brust gelegt. Die durch polierte, mattierte und ziselierte Stellen wirkungsvoll herausgearbeiteten Ornamentmuster von Ober- und Untergewand gleichen denen der Marienbüste. Die vornehme Zurückhaltung in den Gesten und die ohne jedes Sentiment vorgeführte würdevolle Gestaltung des Hauptes machen das Bildwerk zu einem bedeutenden Beispiel der barocken Augsburger Silberplastik.
Das Fest des hl. Josef, Schutzpatron der Kirche, wurde 1497 eingeführt und wird am 19. März gefeiert.
Silberbüste St. Josef
Büste Augsburg 1695/96, Sockel Augsburg 1766/67
Büste Silber getrieben und gegossen, ziseliert und punziert; Sockel Silber und vergoldetes Kupfer auf Holzkern
Höhe der Büste mit Sockel (ohne Nimbus) 210 cm