Thronender heiliger Petrus
Der hl. Petrus thront in liturgischer Gewandung auf einer schlichten Bank. Das Haupt ist sprechend geneigt, die Linke hält zwei Schlüssel, die Rechte ist im Verweisgestus erhoben. Auf der zugespitzten Konsole erscheint mittig die flach reliefierte Jahrzahl 1468, seitlich davon sitzen zwei erhabene Reliefschilde mit Stifterwappen von hochrangigen Mitgliedern des Regensburger Domkapitels. Johann Goldner (heraldisch rechts) war zeitweise Generalvikar, Franz Schlick war Dompropst und ab 1478 Pfarrer von Wörth an der Donau.
Auf der Burg von Wörth unterhielten die Regensburger Bischöfe seit alters her eine Residenz und die Pfarrei war dem Domkapitel inkorporiert. Daraus erklärt sich auch die hochrangige Stiftung. Der thronende Petrus aus Wörth hatte seinen ursprünglichen Platz am Portal der dortigen Kirche. Die Jahrzahl 1468 an der Konsole nennt das Entstehungsjahr des Bildwerks und bezeugt wohl zugleich die Fertigstellung des Kirchenbaus.
Die Verbindung mit Regensburg ist auch in künstlerischer Hinsicht sehr evident, denn der thronende Petrus aus Wörth folgt in den Grundzügen seiner Gestaltung einer hochbedeutenden Steinfigur des thronenden Petrus, die damals im Hauptchor des Domes aufgestellt war. Diese Skulptur aus der Zeit um 1290 gilt heute als Werk des so genannten Erminoldmeisters und wird im Museum der Stadt Regensburg verwahrt.
Ob der Wörther Petrus in Regensburg auch hergestellt wurde, bleibt eine offene Frage. Es sind keine vergleichbaren Bildwerke aus gebranntem Ton erhalten, die sich verlässlich in Regensburg beheimaten ließen. Andererseits gilt die Wörth engstens benachbarte Gegend um Straubing als Zentrum der Tonplastik. Die Straubinger Produktion lässt zwar im Stil ein tendenziell flotteres Temperament bei der plastischen Modellierung erkennen. Letztlich aber ist der erhaltene Denkmälerbestand nicht dicht genug, um eine Straubinger Entstehung des Wörther Petrus grundsätzlich ausschließen zu können. Auch die gerade bei der Tonplastik oft entscheidenden, regional typischen Verfahren der technischen Herstellung liefern hier keine eindeutigen Indizien.
FF
Thronender heiliger Petrus
1464
Gebrannter Ton mit neuer Bemalung
H 79 cm, B 44 cm, T 33 cm
Leihgabe der kath. Kirchenstiftung Wörth/Donau (Museum St. Ulrich, Inventar-Nr. L 1985/0134)
Zu sehen im Museum St. Ulrich