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Hängung
Harald Pompl (* 1952)

Hängung Harald Pompl

Eisen und rostige Haut, eine solide Grundplatte, ein Rahmengestänge und darin aufgehängt ein eiserner Hohlstamm. Ringe verbinden die Trommelstücke, nach unten zu verjüngen sie sich zum spitz ausgezogenen Kegel, nach oben treiben sie mächtige Schultern aus und enden in sanftem Halsansatzbogen. Wie Arme verspannen hauchdünne Eisendrähte diesen Raumkörper in seinem Gerüstkubus, knapp über dem Boden schwebend.

Die Bausteine sind einfach, das Werk aber ist von enormer Ausdruckskraft. Es geht um das Dasein im Raum, um Fragen von Beengung oder Geborgenheit, Lehre oder offener Gestalt, Schwere oder Leichtigkeit und letzten Endes um Todsein oder Leben. Der Gestängerahmen schafft einen Raum, man mag ihn als Käfig empfinden oder aber als bergenden Schrein, den Binnenkörper kann man darin gefangen sehen oder geschützt. Die dünnen Stäbe stellen es dem Betrachter frei, er wird je nach eigener Gemütslage entscheiden und diese Entscheidung wird nicht eine endgültige sein. Viel Offenheit spricht auch aus dem Raumkörper selbst. Als Ganzes wirkt er mächtig und dennoch so leicht. Die Segmente türmen sich wie Säulentrommeln, sind aber nur leichtwandige Hüllen, die Lagerfugen federnd aus Luft. Nicht eine starre Achse, sondern zarte Ringösen geben diesem Körper den verbindenden Halt und Spielräume für Bewegung. Alles ist angelegt auf Offenheit und Bewegung, auch beim Beschauer. Die Hängung dieses Körpers ist ein offenes Schweben. Die hauchdünnen Drahtarme gäben das Gerüst für eine Imagination von Armen aus Fleisch und Blut, mühelos kann sie aber der Blick auch ausblenden. Wie Harnische in den Rüstkammern sind die leeren Trommelwandungen ein steter Impuls, sie in der Vorstellung mit Leben zu füllen. Und auch an der Oberfläche ist viel Offenheit und Bewegung zu Gange. Die Härte des Eisens trägt auf seiner Haut einen warmtonigen Garten aus blühendem Rost. Alles drängt danach, in dieser Hängung die Kreuzigung Christi zu sehen. Und letztlich erhielte die Deutung gerade dann ihren tieferen Sinn, könnte sich auch der Mensch selbst in diesem Kubus wiedererkennen, ob im Schrein oder Käfig.
FF

Hängung
Nürnberg, 1985
Eisenblech
H 236 cm, B 111 cm, T 73,5 cm

zu sehen im Museum St. Ulrich, Domplatz 2