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Reliquienkästchen

Reliquienkästchen

Den Deckel des mittelalterlichen Kästchens zieren drei vierpassförmige Einlagen aus flachen, durchbrochenen Beinplatten. Sie zeigen Tierjagdmotive: Gazellen- oder hirschähnliche Tiere werden von Hunden, einmal von einem Greif, angefallen. Die Tiere sind von feinem Rankenwerk umgeben, das in ornamentalem Spiel auch noch ihre Körper überzieht.

Alle Beineinlagen sind auf braunem Bolusgrund reich in Gold bemalt. Intarsieneinsätze aus Holz und teilweise aus grün gefärbtem Bein formen kleinteilige geometrische Muster. Den Rand des Deckels schmücken rautenförmige, dunkelblaue Glasflüsse, die mit einfachen Ornamenten in Gold und Silber bemalt sind. Alle freien Flächen des Deckels wie des übrigen Kästchens überzieht eine dünne vergoldete Silberfolie. Die vier Wände sind fast ganz ausgefüllt von rechteckigen Einlagen aus durchbrochenem Bein, die in ähnlichem Blattrankenwerk wie auf dem Deckel rein ornamentale arabische Buchstaben zeigen. Das Innere ist bis auf einen mit vergoldeter Silberfolie beklebten Holzeinsatz mit einem Halbseidenstoff ausgefüttert. Dieser weist in unendlichem Rapport abwechselnd zwei gegenständige Vögel in rotviolett auf gelbem Grund auf sowie zwei aufgerichtete Greife in gelb auf rotviolettem Grund. Das Kunstwerk, das eventuell in einem westlichen Zentrum unter byzantinischem und islamischen Einfluss entstanden ist, dürfte ursprünglich als profanes Schmuckkästchen oder als Brieflade gedient haben, bis es im 17. Jahrhundert in der Kirche einen sakralen Verwendungszweck fand.

Das Kästchen wurde zusammen mit einem weiteren aus dem 14. Jahrhundert und zwei einfachen Holzbehältern am 9. Oktober 1873 entdeckt, als Bischof Ignatius von Senestréy in der Basilika St. Emmeram den Sarkophag des hl. Wolfgang und den silbernen Schrein unter der Hochaltarmensa öffnen ließ. Es fand sich in diesem Silberschrein, den Abt Wolfhart Strauß (1432-1454) für die Gebeine des Hl. Dionys hatte anfertigen lassen. In allen vier Behältern waren Knochen deponiert, die sich zu den Fragmenten eines menschlichen Skeletts zusammenfügen ließen, wie eine ärztliche Prüfung am 23. Dezember 1873 ergab. Dabei handelt es sich mit großer Sicherheit um die Reliquien des Hl. Emmeram. Die Knochen, mit Stoff umhüllt, wurden wieder in den Sarkophag zurückgelegt. Die Reliquienkästchen kamen Anfang des 19. Jahrhunderts in den Domschatz.

Es lässt sich auch nachweisen, wann die Kästchen in den Silberschrein des Hl. Dionys gekommen waren. Am 1. August 1642 hatte die Emmeramskirche ein großes Brandunglück getroffen. Während der langwierigen Aufräumungsarbeiten fand man am 23. März 1645 unter den Trümmern des Hochaltars einen Sarkophag mit menschlichen Gebeinen, die als die verschollenen Reliquien des Kirchenpatrons anerkannt wurden. Zum Pfingstfest 1659 wurden die Knochen feierlich in den silbernen Reliquienschrein gelegt. Seit dieser Zeit waren die kostbaren Kästchen dort verborgen.

Reliquienkästchen
Norditalien (?), wohl 13. Jahrhundert
Schloss und Scharniere im 15. Jahrhundert ausgewechselt
Holz / Bein / Glas / Silberfolie / Tempera / Halbseide

Domschatz Regensburg