Wandelhölzer
Nele Ströbel, München
Für das Ausstellungsprojekt Hortus CONCLUSUS besuchte die Künstlerin Nele Ströbel zahlreiche Frauenklöster. Ihre Werke zeigen bei der Suche nach dem Mysterium, das sich hinter dem hortus conclusus verbirgt, Spuren auf. Für den Hain der Bäume suchte Nele Ströbel acht Holzsorten aus, die sich in den heutigen Klostergärten wiederfinden.
Ihre unterschiedliche Erscheinung, sowohl in der Größe wie in der bildhauerischen Bearbeitung, reflektiert über die Materialität hinaus geometrische und biomorphe Formen. So werden geometrische Muster in die Stämme hineingeschnitzt. In einem Fall werden diese linear fortgeführt, ein anderes Mal gespiegelt. Bei einem weiteren Holz entwickeln sich die Formen aus der Vorgabe der Struktur des Materials. Hintergrund dieser Formfindungen sind die Kurvenlinealen, die Louis Burmester (1849-1927) im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert entwickelt hat. Für Nele Ströbel sind sie ein Wissensschatz, der sich noch heute, wenn auch verborgen, in vielen Teilen unserer Lebenswelt, nicht zuletzt der modernen Architektur findet.
Die Hölzer werden horizontal geteilt und auf ein Gestell gesteckt, das einerseits den Eindruck eines Stammes erweckt, andererseits durch die mittige Rotationsachse, die alle Teile einer Holzsorte zusammenhält, deren Drehung ermöglicht. Die frei stehenden „Wandelhölzer“ verändern sich somit stetig. Durch die Berührung der Besucher werden sie zum Hain; nach der Drehung zeigen sich sich als einzelne Skulpturen aus unterschiedlichen Holzplatten.
Dr. Walter Zahner
Zu sehen in der Ausstellung „HORTUS CONCLUSUS. Ein geistiger Raum wird zum Bild“ vom 22. März bis 6. Mai 2007 im Museum Obermünster.