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Thronende Muttergottes mit Kind

Thronende Muttergottes

Auch Darstellungen des Jesuskindes sind geprägt vom spezifischen Christusbild der jeweiligen Zeit. Bei dieser spätromanischen Skulptur aus der Zeit um 1230/50 fällt als Erstes die ungewöhnliche Größe des Kindes ins Auge. Jesus ist aber eigentlich kein Kind mehr sondern schon deutlich ein Knabe. Die ursprüngliche Heimat des Bildwerks ist nicht mehr auszumachen, es gehört zum ältesten Bestand (Sammlung Paintner) aus der Gründungszeit der Kunstsammlungen des Bistums. Die bei einer Restaurierung freigelegten Bemalungsreste stammen aus verschiedenen Epochen, wobei eine barocke Fassung den Ton angibt. Aus dem Barock stammt auch die große Eisenklammer im Rücken, sie sollte einen großen Vertikalriss im Holz notdürftig stabilisieren.

In festem geraden Sitz ruht Maria auf einem Podest, dessen Seitenflächen Rundbogenarkaden gliedern. In ruhigen Bahnen umspielt die weitläufige Gewandung Mariens den anatomisch gut fassbaren Körper. Bildbestimmend ist vor allem der Mantel. In feinteilig geschichteten Längsfalten legt er sich um die Schultern, umhüllt ringförmig die Armbeugen, staut sich unter der Hüfte. Weiter nach vorne zu spannt sich dann der Stoff straff über Oberschenkel und Knie und fällt zwischen den Beinen wie ein tief ausgemuldeter Schurz auf den Grund, wo sich schwere Staufalten bilden und nur die Fußspitzen sehen lassen. Ihren Kopf hingegen trägt Maria trotz Schleier überraschend frei. Der Hals entwickelt Volumen und Höhe und das Haupt steigert diese Tendenz sogar noch. Ein großes Gesicht, in den Einzelpartien zwar weich und rundlich, in der Ganzheit aber sehr in sich gefestigt und mit einem Zug von würdevollem Ernst. Und der Blick geht leicht nach außen in die Ferne.

Insgesamt aber verharrt das Bildwerk in einer kompakten und nach außen relativ geschlossenen Form. Die Arme Mariens bleiben nah am Körper und sind organisch kaum bewegt. Die Rechte ist geradeaus nach vorne gerichtet und hielt ursprünglich sicher ein Szepter, die gesenkte Linke ruht auf dem Knie und hinterfängt den sitzenden Jesusknaben.

Auch er ist eingebunden in das strenge Achsensystem. Etwas steif sitzt er in ein langes Gewand gehüllt auf dem linken Oberschenkel Mariens und bietet sich als ganze Gestalt in Profilansicht dar. Die unbewegten Füße tauchen in die tiefe Faltenmulde des Marienmantels ein. Der gesenkte linke Arm Jesu liegt untätig im Schoß, der fragmentierte rechte Arm löst sich quer zur Brust Mariens nahezu rechtwinklig vom Körper und vollführte wohl ursprünglich den Segensgestus. Wie bei Maria wirkt auch der Kopf des Knaben vergleichsweise groß und das Antlitz jenseits aller Kindlichkeit gefestigt und ernst. Der Blick und der Segensgruß gehen ohne direkten Bezug zum Betrachter weit in die Ferne. Dieser Knabe hat etwas vom herrscherlichen Christus der Romanik. Maria trug ehemals sicher eine Krone, der Jesusknabe wohl nicht, noch ist er Knabe, aber aus seiner Größe, seiner Haltung und Gestik spricht schon der König, und der Schoß seiner Mutter ist sein Thron. (FF)