Sog. Wolfgangsschale
Die Schale besteht aus einem Stück Sardonyx, das etwa in der Form einer breiten Cuppa geschnitten und poliert ist. Eine schmale umlaufende Vertiefung knapp unterhalb des äußeren Randes bietet die einzige Verzierung; sonst ist aller Effekt auf die bei der dünnen Wandung durchscheinende Maserung des Halbedelsteines beschränkt.
Die Silbermontierung besteht aus einem durchbrochenen Überfang, der etwa zwei Drittel der Schale umfängt; große silberne Blumen sind zwischen zwei Oben und unten umlaufende Ringe eingespannt. Die Oberfläche dieser Muster ist sorgfältig ziseliert. Zwei aus mehreren Volutenschnörkeln gebildete Henkel sind an den silbernen Überfang angelötet.
Bei der Schale könnte es sich um den Rest eines Onyxkelches handeln, den Bischof Otto von Bamberg im Jahr 1114 dem Regensburger Bischof Hartwich I. geschenkt hatte. Stimmt diese Vermutung, ist die Wolfgangsschale das älteste urkundlich bezeugte Objekt des Domschatzes. Schon sehr früh entstand die Tradition, die Schale stelle ein Trinkgefäß dar, das der hl. Wolfgang benutzt habe. Bereits im Heiltumsverzeichnis von 1496 wird das Stück unter den Wolfgangsreliquien aufgeführt; es behielt diese Deutung durch alle Jahrhunderte hindurch. Ursprünglich steckte die Schale in einer hölzernen Montierung, wie aus dem Inventar von 1607 hervorgeht: „Erstlich Sti. Wolfganngi Dringkhgeschier von Agat in ainem hilzern gefeß“. 1658 stiftete der Domherr Johann Paul von Leoprechting, der von 1622 bis zu seinem Tod 1672 Domkapitular war, die formschöne Silbermontierung der Schale. Die Meistermarke FH deutet auf den Goldschmied Friedrich Hunger, der 1640 Erbbürger von Regensburg geworden war.
Mit der Wolfgangsschale verteilte man den sog. Wollfgangswein, der jedes Jahr am Fest des hl. Wolfgang geweiht und den Domherren und Domvikaren nach ihren jeweiligen Messfeiern an diesem Tag gereicht wurde.
Schale wohl frühes 12. Jahrhundert, Silbermontierung Regensburg 1658
Schale geschnitten und geschliffen, aus braun gefärbtem Achat (Sardonyx), Fassung Silber getrieben und gegossen, ziseliert und punziert
H 9 cm, größter Durchmesser der Schale 10,9 cm
Zu sehen im Domschatz.