Die im Licht sind - Heilige und Patrone
im Bistum Regensburg
Der frühe Glaubensbote
Als Wanderbischof aus dem Erzbistum Narbonne in Südfrankreich kam Erhard gegen 680/690 nach Regensburg. Als Bischof am Hof des Bayernherzogs Theodo war er einer der frühesten Glaubensboten in Bayern. Ob Erhard noch zu Lebzeiten Emmerams in Regensburg auftrat oder erst nach dessen Ermordung von Theodo an den Herzogshof geholt wurde, ist nicht klar. Erhard hatte wahrscheinlich wegen der Eroberungszüge der Araber am Ende des 7. Jahrhunderts in Südfrankreich seine Heimat verlassen müssen.
Bevor er nach Regensburg gerufen wurde, wirkte Erhard einige Zeit im Elsass, wo er der Überlieferung nach sieben Klöster errichtete. Nach der Legende hat er dort auch der blind geborenen Herzogstochter Odilie (Ottilie) durch die Taufe das Augenlicht gegeben. Der hl. Erhard wird dargestellt mit einem Evangelienbuch, auf dem zwei Augen als Attribut abgebildet sind, manchmal auch mit Axt, weil er den Baum des Heidentums fällte.
Grab in Niedermünster
In Bayern förderte Erhard neben den hll. Bischöfen Korbinian von Freising und Rupert von Salzburg intensiv die Verbreitung des christlichen Glaubens. Nach einem sehr erfolgreichen Leben starb Erhard im Alter von ca. 70 bis 80 Jahren. Er wurde um 700 oder 710 beigesetzt. Sein Grab stand an der Nordwand einer kleinen, aus Stein erbauten Saalkirche an der Stelle der heutigen Niedermünsterkirche. Sie befand sich im Pfalzbereich der Agilolfingerherzöge. An dem für Erhard so ehrenvollen Begräbnisort
entwickelte sich bald ein Kult zur Verehrung des heiligmäßigen Bischofs. Der Standort des Erhardsgrabes blieb bei sämtlichen Neubauten der Kirche unangetastet - auch als 250 Jahre später Herzog Heinrich I., der jüngere Bruder Kaiser Ottos des Großen, dort eine monumentale dreischiffige Basilika errichtete.
Die Heiligsprechung
Papst Leo IX. ließ am 8. Oktober 1052 in Gegenwart des Kaisers Heinrich III. das Erhardsgrab öffnen und feierlich die Gebeine Erhards erheben. Damit wurde der Bischof nach damaliger Praxis offiziell heilig gesprochen. Das Grabmal wurde wieder mit dem aus römischer Zeit stammenden Sarkophagdeckel geschlossen. Vom Rang und Glanz der Feier berichtet wohl das älteste literarische Kultzeugnis, eine Predigt "In translatione sancti Herhardi", die sich in einer Abschrift des 12./13.Jahrhunderts erhalten hat und mit größter Wahrscheinlichkeit die Festpredigt vom 8. Oktober 1052 darstellt. Wie die Vita Erhards berichtet, soll es Gebetserhörungen am Grab gegeben haben. Erhards Lebensbeschreibung war eine Auftragsarbeit der Äbtissin Heilica von Niedermünster an den Fuldaer Mönch Paulus Judaeus, der die Schrift nach dem Tode von Papst Leo IX. 1054 verfasst haben soll.
Der Erhardskult
Bischof Heinrich II. von Rotteneck ließ 1280 am Weihnachtstag das Erhardsgrab erneut öffnen und das Haupt und einen Arm des Heiligen entnehmen. Diese Reliquien wurden fortan dem Volk zur Verehrung gezeigt. Damit erlebte der Erhardskult einen neuen Aufschwung. Die Zahl der Pilger wurde so groß, dass sich um den Festtag am 8. Januar bald der beliebte Erhardimarkt um den Dom entwickelte. Der Markt wurde erst 1729 abgeschafft.
Um 1350 wurde über der Ruhestätte des Heiligen der noch heute erhaltene Architekturbaldachin errichtet. Die Reliquien des hl. Erhard wurden 1866 in einen neuen Metallschrein gelegt, der unter dem östlichen Joch des Ziboriums aufgestellt wurde. Das durch ein Glas sichtbare Kopfreliquiar wird noch heute den Gläubigen am 8. Januar aufgelegt. Erhard wird dabei als Bewahrer und Helfer bei Kopfweh und Augenleiden angerufen.
Der Patron
In Bayern und der Steiermark wird Erhard als Patron der Bauern und ihres Viehs verehrt. Nach altem Brauch mischt man zum Schutz vor Krankheiten geweihtes Erhardibrot unter das Viehfutter. So sind in einem Visitationsprotokoll von 1695 die "Erhardi-Zeltln" aus dem Wallfahrtsort Frauenberg bei Landshut
als geschätzte Medizin für das Vieh angeführt. Aber auch die Menschen vertrauen auf das Erhardibrot, das "durch die Fürbitte des heiligen Erhard zur Erhaltung der Gesundheit des Leibs und der Seele,
und insbesonders wider sittlichen Gefahren sehr kräftig ist, wenn es mit wahrem und christlichem Vertrauen gebraucht wird". Erhard wurde als Zunftpatron der Schuster, Schmiede und Bäcker eingesetzt.
Geistliche Bruderschaften hatten den Heiligen ebenfalls als Schutzherrn erwählt. In Regensburg galt er als Pestpatron. Vor allem aber wird er in der Diözese Regensburg als dritter Bistumspatron nach Wolfgang und Emmeram verehrt.