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Die Grube
Christoph Worringer (geb. 1976)

Die GrubeDer junge Künstler gilt als besondere Begabung der Figuration. Das großformatige Ölgemälde als „portablesWandfresko“ entspricht nicht einem dekorativen Bild, das sich bieder und ästhetisch konsistent in das Wohnzimmer-Ambiente einfügt.

Im Zentrum des Bildes steht ein frühchristlicher Altar-Stein mit dem Daniel-Motiv und dem Motiv der Taufe Christi - beides sehr häufige Motive in der traditionellen christlichen Ikonographie.

Der Daniel des gleichnamigen biblischen Buches wurde nach Babylon ins Exil deportiert, dann dort am Hof des Königs Nebukadnezar erzogen. Nach einer Traumdeutung erhielt er eine einflussreiche Stellung am Hof. Wegen seiner Glaubenstreue ließ der König einige seiner hebräischen Freunde in einen Feuerofen werfen, aber sie überlebten dank Gottes Hilfe. Daniel deutete auch dem nachfolgenden König Belsazar die sprichwörtlich gewordenen, geisterhaften "Zeichen an der Wand", die mit "Menetekel" beginnen, auf Deutsch: "Gezählt sind Deine Tage" und weiter: „Du bist von Gott gewogen und zu leicht befunden und geteilt werden wird Dein Reich". Weil Daniel sich nicht an das Verbot des Betens hielt, das König Darius erlassen hatte, wurde er in die Löwengrube geworfen, blieb aber unversehrt und wurde gerettet. Seinem Volk im Exil erschloss Daniel mit seiner apokalyptischen Weissagung die Messias- und Endzeiterwartung.

Die auf den Bildern dargestellten Personen tragen überwiegend die Gesichtszüge von Christoph Worringer. Die für ihn relevanten „Daniel-Themen“ sind: Prophetie, Treue zum eigenen Lebensweg, Apokalyptik. Worringer ist einer, der als junger Künstler Feuer gefangen hat (brennender Arm) an der jüdisch-christlichen Ikonographie, aber sich über seine künftige Künstler-Identität noch nicht restlos im Klaren ist (leere Augen, Denkerpose). Das Leben als Frage und An-Frage: Nur der bleibt vor Scheitern bewahrt, der seine persönliche Antwort findet.

Dr. Jakob Johannes Koch

Die Grube
2004, Öl auf Leinwand
200 x 250 cm

zu sehen in der Ausstellung vom 27. April bis 10. Juni im Museum St. Ulrich