Lots Frau
Alfred Böschl (*1949)
Mit einer 6x6-Kamera zieht es Alfred Böschl immer wieder zu besonderen Landschaften Amerikas hin: so beispielsweise im Jahr 2000 zu einem Saltflat im Bundesstaat Utah oder im vergangenen Jahr zu dem tiefsten Punkt Nordamerikas, dem Death Valley im Osten Kaliforniens. Die Kamera ist ihm dabei ein Instrument, jetziges in der Erinnerung festzuhalten, zugleich aber auch ein Instrument der Findung und Klärung für Alfred Böschl als Mensch und als Künstler.
Während er vor sechs Jahren das Motiv der Vitruvschen “Urhütte“ als Negativform in den Boden „eingezeichnet“ hatte, nahm er im letzten Jahr ein Motiv der alttestamentarischen Welt zum Anlass: die Ehefrau des Lot, die die Zerstörung Kanaas überlebt hatte und wie zu einer Salzsäule erstarrt war. Beide Motive hielt er in ihrer bildnerischen Übertragung, einmal gleichsam als ein Bodenrelief, einmal als stehendes Objekt aus Gips und Ästen von Sträuchern, mit der Kamera fest. Die Arbeitsprozesse finden sich in Serien, in eindrucksvollen, atmosphärischen Farbfotographien wieder. – Lots erstarrte Frau wirkt in Alfred Böschls Arbeit wie eine einsame Schweigerin in der Salzwüste Utah, aus der Entfernung wie eine fremde Gestalt, aus der Nähe mit dem Gesicht einer Frau gezeichnet. Seine Ausstellungsinstallation mit Farbphotographien und einer Salzaufschüttung verdeutlichen die Situation.
Bei beiden temporären Arbeiten des Künstlers treffen sich Abstraktes und Erkennbares, womit sie wesensmäßig eng verwandt mit seinen Zeichnungen und Skulpturen sind. Alfred Böschls gedankliche Auseinandersetzung, dort wie hier, beruft sich auf die Suche nach dem Einklang und der Versöhnung von Mensch und Natur. Werden und Vergehen spiegelt sich in seinem gesamten künstlerischen Werk wieder, von Lots Frau bis zu den skulpturalen Torsos.
Dr. Herbert Schneidler
(im Ausstellungskatalog)
Exkursion „lots frau“
Death valley USA
2005
Rauminstallation
Großfoto + 500 kg Salz
Zu sehen in der Ausstellung „Skulptur – Malerei – Zeichnung: Werke von Albert Böschl und Astrid Schröder“ im Museum Obermünster vom 23. September bis 5. November 2006