Ausstellung vom 27. Dezember 2002 bis 19. Januar 2003
Museum Obermünster
Hans Beckers, am 27. Dezember 1902 in Württemberg geboren, lebte ab 1905 in Regensburg. Er gehört zu den führenden Kirchenbaumeistern der Nachkriegszeit. Sein architektonisches Werk ist vielfältig. Zwischen 1949 und 1974 errichtete er mehr als 30 Kirchenbauten mit einem Schwerpunkt in den Bistümern Passau und Regensburg, aber auch in der Steiermark und der Diözese Würzburg.
Sein Schaffen setzt in der Zeit an, als durch kriegsbedingte Schäden und die großen Wanderungsbewegungen bedingt, eine heute kaum vorstellbare Zahl an Kirchenneu- oder -umbauten in ganz Deutschland errichtet wurde. Hugo Schnell spricht in seiner Würdigung Beckers´ von "Pionierarbeit".
Hans Beckers war während seines Architekturstudiums in München den vielfachen kulturellen Strömungen der zwanziger Jahre begegnet sowie der noch jungen, kraftvollen Jugendbewegung "Quickborn". Anlässlich der Verleihung des Kulturpreises Ostbayern im Jahr 1968 erinnerte sich Beckers: "Nach vielen jugendlichen Wanderjahren kam ich auf Burg Rothenfels zum ersten Mal mit der liturgischen Erneuerungsbewegung der katholischen Kirche in Berührung und von da ab ließ mich der Gedanke des neuen Kirchenbaus nicht mehr los." Dem Quickborner Kreis, der ihn nachhaltig beeindruckte, blieb er sein Leben lang treu. Ab 1936 arbeitete der junge Architekt mit einem der damals berühmtesten Kirchenbaumeister in Deutschland, Dominikus Böhm, zusammen - eine Verbindung, die für Beckers´ weiteres Werk von prägender Bedeutung sein sollte. Nach langen Verhandlungen mit den Machthabern und vielen Umplanungen konnte Böhm im Frühjahr 1938 mit dem Bau seiner monumentalen St. Wolfgangskirche in Regensburg unter Beckers´ Leitung beginnen. Die in Form eines griechischen Kreuzes hoch auftürmende Wolfgangskirche wurde mit der Stellung des Hochaltares im Zentrum richtungsweisend für die späteren Kirchenbauten Beckers´, die den Altar in den Kirchenraum hineinbeziehen.
Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft wurde 1946 die kriegszerstörte St. Wolfgangskirche nach Beckers Plänen neu aufgebaut. Ende der 40er Jahre begann Beckers Hauptschaffensperiode auf dem Gebiet der Kirchenbaukunst. Rund 40 Kirchenbauten plante und baute er in enger Zusammenarbeit mit den Künstlern. Hans Beckers fasste seine Auffassung über den zeitgenössischen Kirchenbau 1968 zusammen: "Die Kirchen der letzten Jahre aber haben das hereingeholt, was ich in jungen Jahren in der Heimat erwanderte: Ursprünglichkeit des Materials, Wärme und Einbettung in die Landschaft. Man sagt, meinen Kirchen hafte etwas von Wärme und Gemüt an, was bei den meisten modernen Kirchen vermisst wird. Realismus ohne Gemüt ist Nüchternheit, Gemüt ohne Realismus ist Sentimentalität. Beide zusammen machen das Leben erst menschlich. So bekenne ich mich nun, da ich bei den ‚Alten' angekommen bin, dazu, dass unsere neuen Kirchen nicht nur liturgisch funktionieren, sondern auch das Gemüt des Menschen ansprechen sollen, denn Gott, zu dem die Menschen flüchten, ist Liebe."
Nach 1974 zieht sich Beckers aus dem aktiven Berufsleben zurück. Er stirbt am 22. Januar 1984 nach einem erfüllten Leben in Donaustauf bei Regensburg. Beckers war es gelungen, den Geist der liturgischen Erneuerung im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils in seiner Architektur umzusetzen. 1965 hatte er geschrieben: "Die Loslösung von überkommenen, gedankenlosen, nachgeahmten Formen ist vollzogen. Die Forderungen der Liturgie bezüglich Altar und Volk sind weitgehend erfüllt. Die nächste Aufgabe scheint zu sein, Räume z schaffen, die nicht nur zweckmäßig sind, sondern Stätten lebendiger Gemeinde der Andacht und der Besinnung zu schaffen, das lebendige Wort in der Volkssprache soll Ort und Ausdruck erhalten." Hans Beckers wurde mit seinen Kirchenbauten diesem eigenen Anspruch gerecht.
siehe auch: Eröffnungsrede von Herrn Generalvikar Dr. Wilhelm Gegenfurtner zur Eröffnung der Gedächtnisausstellung